„Jeder kann etwas bewegen“

Interview: Agnes Polewka

Mit zehn Mutperlen in Muschelform im Gepäck macht sich Desi Fischer am 18. Oktober 2021 auf eine besondere Reise. Die 30-jährige ehrenamtliche Helferin der „Deutsche Leukämie- und Forschungshilfe –Aktion für krebskranke Kinder– Ortsverband Mannheim e.V.“ pilgert auf dem Jakobsweg von Speyer nach Santiago de Compostela. Um bei sich selbst anzukommen und Spenden für den Mannheimer Elternverein zu sammeln. Ein Gespräch über die Magie des Wegs, ihre Beweggründe und Ziele.

Pilgern für den guten Zweck – wie ist die Idee entstanden?

Mich beschäftigt die Idee, mit Bewegung etwas Gutes zu tun, schon lange, allerdings hat mir immer die zündende Idee gefehlt, was genau ich machen möchte. Seit meiner Kindheit bin ich begeistert vom Wandern, von dem Freiheitsgefühl, dem Abenteuer und der Natur. Und so kam ich irgendwann darauf, eine Pilgerreise für den guten Zweck anzugehen.    

Wieso ausgerechnet der Jakobsweg?

Der Jakobsweg ist einer der bekanntesten Pilgerwege in Europa und hatte mich bereits vor Jahren in seinen Bann gezogen. Viele Bekannte, die ich auch auf Reisen kennengelernt habe, sind bereits einen Teil des Weges gegangen und waren alle restlos begeistert.

Der Weg hat meiner Meinung nach etwas Magisches, Menschen laufen ihn aus den unterschiedlichsten Gründen und nehmen dafür auch Schmerzen und Belastungen in Kauf.

Da ich dieses Abenteuer gerne selber erleben möchte, war für mich klar, dass ich diesen Weg selbst laufen möchte, um seine Magie direkt zu spüren.

Warum liegt der Mannheimer Ortsverein der DLFH dir besonders am Herzen?

Ich bin bereits seit 2014 ehrenamtlich für den Verein tätig und war von Anfang an begeistert von den guten Seelen, die diesen Verein am Laufen halten und für die Kids alles geben. Für die Angestellten und die ehrenamtlichen Helfer sind Zusammenhalt, Engagement, Herzlichkeit, vor allem aber ein liebevoller Umgang mit den Kindern ganz wichtig. All diese wundervollen Eigenschaften ermöglichen es, den Kindern zu helfen, ihnen Hoffnung zu geben und trotz der Krankheit glückliche Momente zu erleben.

Die DLFH ist einfach zu meinem Herzensverein geworden – durch die Menschen, die sich dort engagieren, und durch das gemeinsame Ziel, das sie verfolgen.

Was macht das Pilgern mit dir? Welche Gefühle löst es in dir aus?

Das Wandern / Pilgern kann für mich mit einer emotionalen Achterbahnfahrt verglichen werden. Die Emotionen reichen dabei von Glücksgefühlen bis hin zu der Frage: „Warum tue ich mir so etwas an“. Genau diese Intensität der Gefühle und das Überschreiten eigener Grenzen reizen mich so daran. Man lernt sich dadurch auch selber viel besser kennen.

Zudem wird einem bewusst, dass man oft gar nicht viel benötigt, um im Leben glücklich zu sein. Manchmal braucht es nur einen schönen Ausblick – nach einem anstrengenden Aufstieg. Oder eine warme Dusche – nach einem belastenden Tagesmarsch, um Glück oder Dankbarkeit zu empfinden.

Denkst du dabei auch an Menschen, insbesondere Kinder, denen es nicht so gut geht?

Selbstverständlich denke ich dabei auch an erkrankte und hilfsbedürftige Menschen. Der Elternverein hat mir gezeigt, was für ein Privileg es ist, solche Reisen und Unternehmungen überhaupt erleben zu dürfen.

Bist du alleine unterwegs?

Nein, ich laufe nicht alleine, denn meine Mutter wird mich auf dem gesamten Weg begleiten. Bereits in der Vergangenheit haben wir viele Reisen und Wanderungen unternommen und ich bin sehr dankbar dafür, dass wir auch diesen Weg gemeinsam bestreiten und meine Mutter mich – wie die gesamte Familie – bei allen noch so verrückten Ideen unterstützt. Wie in diesem Fall, wo es 2.500 km quer durch Europa geht.

Außerdem freue ich mich wahnsinnig, dass uns Freunde und Bekannte – ebenso wie Vertreter von der DLFH – auf vereinzelten Tagesetappen begleiten und unterstützen. 

Wie hast du deine Pilgerreise aufgebaut?

Unsere gesamte Reise haben wir noch nicht durchgeplant. Bis jetzt haben wir den Oktober 2021 als Startpunkt festgelegt. In dieser Etappe werden wir die ersten 90 km – beginnend ab dem Speyerer Dom in Richtung Frankreich – pilgern. Im nächsten Jahr haben wir bis jetzt zwei Etappen geplant. Wer bei unserer abenteuerlichen Reise auf dem Laufenden bleiben möchte und wissen will, wo wir nächstes Jahr landen, kann gerne auf der Internetseite der „Deutsche Leukämie- und Forschungshilfe –Aktion für krebskranke Kinder– Ortsverband Mannheim e.V.“ unter „Aktionen“ dort „Jakobsweg“ vorbeischauen (bitte hier klicken). Dort wird ein Reisetagebuch mit vielen Berichten, Fotos und Informationen online stehen.  

Was wünschst du dir, wenn du in Santiago ankommst?

Für das Projekt wäre es toll, wenn genug Geld gespendet werden würde, um die Angebote, die die DLFH bereits hat, weiterhin zu ermöglichen und somit den Kindern eine gute Zeit zu verschaffen. Ich wünsche mir auch, dass viele Menschen durch diese Aktion auf den Verein aufmerksam werden und vielleicht noch mehr Leute dazu angeregt werden, etwas Gutes zu tun. Denn jeder kann etwas bewegen.

Für mich persönlich wünsche ich mir schöne Wanderungen mit tollen Erlebnissen, Begegnungen und Momenten die immer im Gedächtnis bleiben.

Desi Fischer ist 30 Jahre alt, arbeitet als Betriebsrätin und lebt in Mannheim.